Quantcast
Channel: Literaturwelt. Das Blog. » zensur
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Die Sau zeigt nicht genug Ehrfurcht vor den Göttern!

$
0
0

2007 ist es auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt worden, das feine, lockere und erhellende Bilderbuch für alle, die ihren Kindern eine gesunde Prise Skepsis gegenüber den fundamentalistischen Seiten der traditionellen Monotheismen auf den Weg mitgeben wollen: »Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel« von Michael Schmidt-Salomon (Text) und Helge Nyncke (Illustration), erschienen im Alibri Verlag.

Die Freude war groß, und der Erfolg blieb nicht aus, denn das Buch erfüllt die Ansprüche einer Öffentlichkeit die sich — im Gegensatz zum vermeindlichen Mythos einer ›Rückkehr der Religionen‹ — kritisch aber auch unterhaltsam und über die Generationen hinweg mit den Schattenseiten der Denkbeschränktheiten der institutionalisierten Spiritualitätsverwalter auseinandersetzen wollen.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sieht das aber völlig anders und will das Werk verbieten lassen! Der Humanistische Pressedienst berichtete unter der Überschrift »Großer Ärger um kleines Ferkel«, und hat als PDF-Anhang den Indizierungsantrag der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften zugänglich gemacht.
Hanebüchender geht’s bald nimmer, wie man sich überzeugen kann, wenn man Bilderbuch und Verbotsantrag nebeneinander hält. Immerhin kann man dieses Pa-Hö aber auch so deuten: Das kleine Ferkel macht seine Sache hervorragend. Denn das Bilderbuch soll ja zeigen, wie Religionen mit krassen Phantastereien die wildesten Dinge mythos-bastamäßig behaupten. Wem nutzen solche religiösen Irrationalismen wohl mehr: Den Schäfchen, oder den Hirten?

Atheisten, Freigeister aller Art und auch die vernünftigen, in der Moderne abgekommenen Religiösen sollten sich eine derartig unverschämte Interessenspolitik im Gewande von Jugendschutz nicht bieten lassen.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2